VVoIP

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Dies ist ein Projekt von Scytale, der im CCC Mannheim nicht mehr aktiv ist. Der hier dokumentierte Stand wird nicht weiter gepflegt und ist möglicherweise nicht mehr aktuell. Fragen zum Projekt bitte an ihn persönlich oder an seine neue Heimat oqlt.
Status: Das Gerät funktioniert soweit, ist aber nur recht provisorisch zusammengebaut. Weitere Arbeit daran, inklusive einem simplen Power over Ethernet gibt's wann anders.

Vintage Voice over IP (soll sowas heißen wie VoIP auf altmodisch) macht mit nur wenig Aufwand aus einem Telefon von Anfang der Neunziger ein SIP-fähiges Spielzeug.

Die hier verwendete Hardware ist exemplarisch, sicher geht das auch mit anderen Kombinationen.

Sicherheitshinweise

  • Das analoge Telefonnetz arbeitet mit Versorgungs- und Rufspannungen zwischen 24 und gut 100 Volt, Gleich- und Wechselstrom. Drähte sollten also spannungsfrei sein, sonst wird's womöglich unangenehm.

Man nehme

Ein provisorisch zusammengefrickeltes VVoIP
  • ein gutes altes, stabiles und zuverlässiges Telefon wie das Tel 01 LX; Bonuspunkte gibt es für eins mit elektromechanischem Wecker (nicht lachen, die "Klingel" heißt auf Telefonerdeutsch wirklich so).
  • einen möglichst kompakten Analog-Telefon-Adapter (ATA) wie den Grandstream HandyTone 286, den man teilweise für 20 Euro bei eBay bekommt.
  • ein paar passende Kabel und Bastellaune.

Ideen

  • Über das Ethernetkabel noch die Stromversorgung laufen lassen. Das werde ich in mein Telefon demnächst noch einbauen.
  • Die LED des ATA aus dem Telefongehäuse schauen lassen (Klingel- und Voicemail-Benachrichtigung). Will ich auch haben.
  • Zusätzliche Spielereien einbauen: Kopfhörerausgang (werde ich bauen), Mikrofoneingang, Ethernet-Buchse inkl. eingebautem Switch, DECT-Basisstation, ...
  • Software-Gimmicks: Automatisches Verbinden zu einem VPN, Anzeige des Anrufers in einem eingebetteten Display, ...

FAQ und Trubelschießen

Welche Drähte müssen wie beschaltet sein?

Die meisten ATAs, so auch der HT286, haben als Anschlussbuchse für das Telefon keine TAE-Dose, sondern verwenden RJ 14 (6P4C), also eine Registered Jack mit sechs Kontaktpositionen, von denen die inneren vier beschaltet sind. Von diesen braucht man aber für unsere Zwecke nur die inneren beiden Kontakte, also die Adern 4 und 5 (in der RJ-Norm basiert die Nummerierung auf der achtpoligen Variante; bei RJ 14 heißen die Adern also 2 bis 7; die Nummern laufen von links nach rechts, wenn man den Stecker mit der Rastnase nach oben hält; siehe auch Abbildungen). Üblicherweise ist die 4 weiß und die 5 braun gefärbt, was sich zufälligerweise(?) mit der Färbung der wichtigsten zwei Adern in einem TAE-Stecker deckt, nämlich den Adern 1 und 2, die La und Lb bei der ab-Schnittstelle entsprechen. (Bei TAE-Steckern läuft die Nummerierung entgegen dem Uhrzeigersinn von 1 bis 6, beginnend am unteren rechten Kontakt, wenn man den Stecker mit der Rastnase nach oben betrachtet; siehe auch Abbildungen.)

Zu verbinden ist nun 4 und 5 des RJ-Steckers mit 1 und 2 des TAE-Steckers. Im Allgemeinen sollte das "weiß an weiß" und "braun an braun" sein.

Mein Telefon klingelt nicht!

Symptome
Das an den ATA angeschlossene Telefon funktioniert einwandfrei, allerdings klingelt es bei ankommenden Gesprächen nicht. Hebt man jedoch während es theoretisch klingeln sollte den Hörer ab, ist man mit dem Anrufer verbunden. Wenn der ATA eine optische Signalisierung besitzt (der HT 286 z.B. die blinkende LED), springt diese auch an. Es ist als wäre die Klingel im Telefon kaputt.

Dein ATA benutzt wahrscheinlich die falsche Frequenz für die Rufspannung.

Analoge Telefone funktionieren mit nur zwei Drähten. Um einen Unterschied zwischen der normalen Versorgungsspannung und der sogenannten Rufspannung zu signalisieren, wird schlicht von Gleich- auf Wechselstrom umgestellt. Bei frühen Telefonen ohne Mikrochips, bis in die Achtziger hinein, wurde ein elektromechanischer Wecker benutzt, der beispielsweise auf einem Schwingankerantrieb basierte. Setzt man diesen Wecker unter Gleichstrom, passiert im Endeffekt "nichts", bei Wechselstrom hingegen beginnt er zu rasseln. Wenn man nun in Intervallen zwischen Gleich- und Wechselstrom umschaltet (z.B. eine Sekunde Wechselstrom, vier Sekunden Gleichstrom und wieder von vorn), bekommt man den typischen Klingelrhythmus.

Besitzt ein Telefon jedoch keinen elektromechanischen Wecker mehr, sondern einen Tonruf mit Lautsprecher und mehr oder weniger ansprechenden Klingeltönen, funktioniert das ganze Prinzip nicht mehr, da der zu generierende Ton unabhängig von den von der Vermittlungsstelle gesendeten Wechselstromintervallen sein muss. Diese Geräte benutzen eine kleine Schaltung, die erkennt, wenn plötzlich Wechselstrom anliegt, und das Klingeln veranlasst. Bleibt die Leitung hingegen für eine ausreichende Zeit (mindestens die Länge der Gleichstrom-Phase in einem Rufintervall) auf Gleichstrom, hört das Klingeln auf. (Das ist übrigens auch der Grund, warum analoge Telefone mit elektronischem Tonruf ein paar Sekunden weiterklingeln, nachdem der Anrufer schon aufgelegt hat.)

Liefert jetzt der von dir verwendete ATA nicht die korrekte Spannung (normalerweise gleich hoch wie die Gleichstromspannung) in den Wechselstromphasen, oder, viel wahrscheinlicher, nicht die richtige Frequenz (normalerweise 25 Hz), so erkennt die Schaltung den Ruf nicht und dein Telefon klingelt nicht. Abhilfe ist hier auf zweierlei Art möglich:

  1. Ein Firmwareupdate deines ATA (der HandyTone arbeitet normalerweise mit 20 Hz, lässt aber ab einer bestimmten Version das Einstellen der Frequenz zu, siehe auch nächste Frage), oder
  2. einen elektromechanischen Wecker parallel an die ab-Drähte des Telefons anschließen.

Firmwareupdates beim HandyTone

Grandstream versteckt die Firmwareupdates auf der Website recht gut, aber nicht gut genug. Nach einer Weile Herumklicken findet man sie: Grandstream Firmwareupdates. Dort gibt es nicht nur ZIP-Dateien, sondern auch einen TFTP-Server mit den Updates, je nach Modell. Dessen IP kann man in der Weboberfläche des HandyTone unter "Firmware Server Path" eintragen ("Upgrade Via" noch auf "TFTP" stellen, nicht vergessen), das automatische Prüfen von Updates auf 5 Minuten stellen und die Kiste neu starten. Danach dauert es wahrscheinlich eine Weile (ca. 5 Minuten), bis der ATA sich aktualisiert und neu gestartet hat.

Interessant hierbei ist, dass ein HandyTone 286 in Hardwarerevision 2.0 (ablesbar auf der Platine) anscheinend nicht auf die angegebene Firmware für "2.0 or earlier" limitiert ist. Zumindest hat sich meiner (Revision 2.0) nach Angeben des TFTP-Servers ohne weiteres Zutun auf die eigentlich für 3.0 aufgeführte Version 1.1.0.3 aktualisiert.